Freitag, 31. Mai 2024

Der Boden unter den Füßen

BÄM - hat es gemacht.

Den einen Tag war ich noch "kilometerweit" unterwegs und abends sogar noch im Schwimmbad und am nächsten Morgen ging gar nichts mehr. Absolut kraftlos. Unendlich müde. Gehirn out of order. Bereits sprechen höchste Kraftanstrengung. Also im Bett bleiben. Erholen. Wieder zu Kräften kommen. 

Nach einer Woche ging es noch immer nicht so viel besser, dass ich wieder arbeiten gehen - geschweige denn radeln - konnte. Erneut zum Arzt. Bluttests. Ergebnis: alles ok, bis auf Entzündungswerte. Diese müssen abgeklärt werden. Da ich seit Weihnachten immer wieder mit meinem Backenzahn Stress habe, könnte ich mir vorstellen, dass dort der Entzündungsherd ist. Aber kann der eine Frau so ausschalten? Ich bin mir unsicher und muss das abklären lassen. Schon wieder zum Zahnarzt, das fünfte Mal seit Weihnachten - WOW! Inkl. 3 Mal immer wieder denselben Zahn röntgen.

Außerdem soll ich meine Hände auf Arthrose röntgen lassen, weil ich zwei Wochen lang Probleme hatte Fäuste zu machen. Das war schmerzhaft. Dumm nur, wenn man krank und mit schmerzenden Fingern Gassi gehen und die Leine halten muss. Im Zweifelsfall auch hart halten muss, weil ein anderer Hund uns entgegen kommt.

Und weil das alles noch nicht genug ist, ist just in dieser Zeit mein lieber Mainzelmann ins Krankenhaus gegangen. Er wurde auf Arbeit übelst gemobbt. Es wurde immer nur mit ihm geredet - nicht mit der Mobberin. Alle Vorwürfe gegen ihn haben sich nicht erhärtet und dennoch darf er weder an seine alte Arbeitstelle noch zu einer neuen. Er sollte den Bereich komplett wechseln, inkl. Verschlechterung der Arbeitszeiten und von einer unbefristeten auf eine befristeteteStelle. Das war eine Klatsche ins Gesicht für ihn. Im letzten Gespräch mit dem Arbeitgeber fiel dann sogar das Wort Auflösung. Hierfür muss man keine Depressionen haben, um mächtig ins Schleudern zu kommen. Die Frage ist immer nur, wie schnell kann man sich auf die zugeschlagene Tür einlassen und nach einer neuen suchen kann. Mit Depression ist das eine mächtige Hürde, sie verdonnert zur Schockstarre. Die eigene To-Do-Liste wird immer länger. Priorisierung ist nicht mehr möglich. Damit das Gehirn abgelenkt wird, wird es halt mit sinnfreien Spielen am Handy ruhig gehalten. Der Körper ebenfalls. Einfache Aufgaben im Haus können nicht mehr wahrgenommen werden. Irgendwann kommen Suizidgedanken dazu. Ich bin eine Belastung. Wäre es nicht besser nicht da zu sein? Wäre meine Familie nicht besser ohne mich dran? Und das in Dauerschleife - tags und nachts. Nicht schlafen. Kein Hunger. Keine Ablenkung. Ohne Aktivwerden keine Aussicht auf Besserung. Obwohl mein Mainzelmann in psychologischer Betreuung ist, war es ihm nicht möglich einen Termin zu vereinbaren, erschwerend kommt hinzu, dass er diese Termine immer selbst zahlen muss, weil er keinen Kassenpsychologen gefunden hat. Und ehe etwas passiert, ist er ins Krankenhaus gegangen. Dort wird er behandelt, geredet, Anleitungen an die Hand gegeben, medikamentös neu eingestellt. Das dauert seine Zeit. Es ist wichtig, dass er sich diese Zeit nimmt und bekommt. 

Und auch, wenn sich das schon lange angebahnt hat, war der eigentliche Moment denkbar schlecht (für mich). Krank, mit zwei Kindern und Hund. Ferien (die erste Woche), in denen mein Lieblingsbruder heiratet und ich unbedingt hinreisen wollte. Ferien (die zweite Woche), und ich muss wieder arbeiten. Vollzeit. Die Kids mit Hund den ganzen Tag allein daheim. Ach ja, und weil alles nicht genug ist, bekommen wir auch noch endlich den Zaun gebaut. Juhu! Dann kann unserer Buffy nicht mehr einfach so abhauen. Aber wann habe ich nun die Zeit für Zahnarzt? Wann gehe ich zum Röntgen? Wie mache ich das mit der Impfung für Buffy? Wie kann es mit dem Hundetraining klappen? Den Hausaufgaben? Einkaufen? Essen? Wäsche? Mainzelmann im Krankenhaus besuchen? Ach ja, und dann ist ja da noch der Wasserschaden im Wohnzimmer. Da muss es auch noch irgendwie voran gehen.

Meine Füße suchen den Boden - irgendwo unter den Zehenspitzen ist was. Ich taste mich vorsichtig herum, nicht umfallen, Halt suchen, ruhig bleiben, fokussiert, konzentriert. Nach vorn sehen - es kommen wieder bessere Zeiten. Immerhin findet mein Mainzelmann wieder zu sich selbst zurück. Die Kinder sind groß genug und können allein bleiben und mich jederzeit im Büro anrufen. Sie können dann auch nach der Schule allein nach Hause und mit Buffy raus. Einzig, Buffy muss von jetzt auf gleich lernen 6 Stunden allein zu bleiben. Aber das wird sie schon schaffen und wenn nicht, finde ich auch hierfür eine Lösung.

3 Kommentare:

  1. oh nein :(
    das tut mir sehr Leid
    wenn es kommt kommt es knüppeldicke
    ich wünsche deinem Mann viel Erfolg bei seiner Therapie
    und dir gute Besserung
    und dass die Ursache deiner Beschwerden gefunden wird
    es ist schlimm dass so etwas in den Betrieben immer noch geschieht.. gibt es dort keinen Betriebsrat?
    Notfalls vielleicht das Arbeitsgericht bemühen
    auf keinen Fall sollte dein Mann das auf sich sitzen lassen
    denn das würde sonst wohl immer "über ihm schweben"
    er ist nicht Schuld und sollte es auch zeigen
    ich wünsche euch viel Kraft und Durchhaltevermögen
    Rosi

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    1. Vielen lieben Dank!

      Wir haben uns gegen Arbeitsgericht entschieden, weil es viel Kraft (und Geld) kosten würde. Und am Ende würde es gar nichts ändern. Selbst wenn wir am Ende Recht bekommen, kann er dort eh nicht wieder arbeiten. Nebenbei würden wir der Kollegin (alleinerziehend) auch noch die Zukunft ruinieren. Die Genugtuung wollen wir nicht. Wir bleiben uns treu und kümmern uns um uns und was uns gut tut.

      LG
      Zottellotte Sonja

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  2. dann wünsche ich euch viel Glück
    und dass dein Mann eine neue.. bessere Anstellung bekommt
    LG
    Rosi

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