Als ich vor Jahren meinen Führerschein gemacht habe, musste ich mit meinem Fahrlehrer eine Überlandfahrt machen. Diese hat vier Stunden gedauert. Wir sind damals zum Schiffshebewerk nach Niederfinow gefahren. Dort angekommen haben wir einen Kaffee getrunken - ne, ich hatte damals ja noch gar nicht Kaffee getrunken - der Fahrlehrer hatte einen Kaffee getrunken, und dann ging es auch direkt wieder zurück. Ich war irgendwie mit der langen Fahrt gestresst und habe mir das Schiffshebewerk gar nicht genau angesehen. Mal fix das Handy zücken ging, damals auch nicht, die waren einfach noch gar nicht erfunden und auf die Idee einen Fotoapperat mitzunehme bin ich gar nicht gekommen.
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| Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow von 2022 |
DENNOCH ist dieses gigantische Bauwerk in meinen Gehirnwindungen verblieben und es stand fest, dass ich zurückkehren werde, um es mir in Ruhe ansehe. Das das nun 32 Jahre dauern würde, konnte ich ja nicht ahnen.
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| Gegenüber das alte Schiffshebewerk von 1934 |
Inzwischen gibt es also nicht nur das alte Schiffshebewerk, sondern auch ein neues. Ein altes aus Stahl (übrigens mehr Stahl als der Eifelturm) und das neue aus Beton. Wobei aufgrund der Bodenbeschaffenheit in dem alten Schiffshebewerk mehr Beton im Sockel ist, als insgesamt im neuen Bau verwendet worden ist. Ich selbst hatte gar nicht mitbekommen, dass ein neues Schiffshebewerk errichtet worden ist.
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| Große Schiffe konnten mit dieser Treidellok ins Schiffshebewerk gezogen werden |
Wir haben eine Führung gebucht. Es war kein Problem, dass wir Buffy dabei hatten. Der Rundweg beträgt 2,8 km und ist tatsächlich barrierefrei, soweit ich das einschhätzen kann, keine Stufen, alles über Rampen und zu Zuwegen. Dennoch befürchte ich, das es sehr anstrengend sein könnte dort einen Rollstuhl rauf zu schieben. Immerhin werden 50 Höhenmeter überwunden.
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| Blick zurück nach der Führung |
Als erstes haben wir uns einen Erklärfilm (Übringens von der Sendung mit der Maus im Informationszentrum angesehen. Danach ging es dann in vielen Serpentienen den Weg zum neuen Schiffshebewerk hinauf. Dabei gab es bereits die ersten beeindruckenden Eindrücke zu bestauen.
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| Der Oder-Havel-Kanal - an der Weggabelung wird entschieden: neu oder alt |
Die Führung selbst dauert etwa 45 Minuten und war sogar für die Kinder spannend. Die Kinder, die gar keine Führung wollten. Es wurde viel erklärt, es konnten jederzeit Fragen gestellt werden. Alles hatte aber bezug zum Bauwerk selbst, dadurch war es kein staubtrockener Rundgang, sondern eindrucksvoll und informativ. Das Wetter hat es an dem Tag in den Herbstferien aber auch wirklich gut mit uns gemeint, die Sonne hat geschienen, das Laub hat goldgelb geleuchtet, wir hatten eine Traumsicht vom Schiffshebewerk Richtung Berlin und bis zur polnischen Grenze. Das Schiffhebewerk steht am Oder-Havel-Kanal und überwindet 36 Höhenmeter für die Schifffahrt. Bevor das Schiffshebewerk gebaut wurde, standen hier mehrere Schleusen hintereinander. Diese kann man noch sehen, allerdings erobert sich die Natur dieses Gebiet wieder zurück.
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| Noch ist der Trog geschlossen, gleich kann das Ausflugsschiff herausfahren. Oben auf der Brücke steht die Besuchergruppe bei ihrer Führung. |
Mich hat am meisten beeindruckt, dass das alte Stahlschiffshebewerk 91 Jahre alt ist - es ging 1934 in Betrieb. Damit ist es das älteste Schiffshebewerk in Deutschland, nein: sogar in Europa. Auf der Suche nach dem ältesten Schiffshebewerk bin ich lediglich auf das größte gestossen. Möglicherweise also sogar das älteste Schiffshebewerk der Welt, das in Betrieb ist. Die Betriebserlaubnis gilt noch ein paar Jahre, aber wenn alles klappt, soll diese noch verlängert werden und damit könnte das Schiffshebewerk dann über 100 Jahre im Betrieb sein. Als Industriedenkmal zählt es bereits heute und wird nach Beendigung des Betriebs erhalten bleiben.
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| Blick von der Brücke - dort unten kann das Schiff nun hinausfahren |
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| Verrückt: Wasserstraße abgeschnitten. 4m hohes Wasser wird durch eine Stahlwand gehalten. |
Vor Ort gibt es auch die Möglichkeit eine Rundfahrt zu buchen, um selbst einmal durch das Schiffshebewerk gehoben und gesenkt zu werden. Hierfür sind wir allerdings zu spät angekommen. Es galt zu entscheiden, letztes Schiff oder letzte Führung. Wer also einmal vor Ort ist, bringt Zeit mit. Es gibt auch Kioske für Kleinigkeiten, aber selbst diese waren nach unserer Führung des neuen Bauwerks und anschließender Selbsterkundungstour rund ums alte Bauwerk mit jeder Menge Fotos, die geschossen werden wollten, bereits geschlossen. Da haben wir dann auch gemerkt, dass es bereits Herbst ist.
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| Blick in den alten Trog |
Mein Fazit: Es lohnt sich! Ich bin froh, mir nun endlich das Schiffshebewerk angesehen zu haben und auch die Führung lohnt sich. Ich werde wohl wieder kommen und dann ein wenig Zeit mitbringen vor Ort auch noch zu Fuß die Gegend zu erkunden - oder mit dem Fahrrad.
Schaut mal, wie tapfer Buffy auf ihren Horror-Holzplanken läuft.















































