Mittwoch, 23. Oktober 2024

Mainzer Unterwelten

Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Wir haben einen Personalausflug in die Mainzer Unterwelten gemacht. Bis dahin wusste ich noch nicht einmal, dass es die Mainzer Unterwelten gibt.

Die Führung beginnt kurz vor der Uniklinik. Der Eingang ist so unscheinbar, dass ich schon viele Male daran vorbeigefahren bin, ohne ihn überhaupt zu bemerken. Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig man sieht, wenn man sich nicht aufs SEHEN konzentriert.

Der Eingang zu den Mainzer Unterwelten

Vor Ort wurden wir alle mit Hauben, Helmen und Taschenlampen ausgestattet, denn die Gänge sind schmal, niedrig und schlecht bis gar nicht beleuchtet.

Zur Einstimmung gab es einen kurzen Vortrag zur Eingliederung der Unterwelten in die Geschichte. Da ich keine gebürtige Mainzerin bin, war mir alles neu und von daher informativ.

Kurzvortrag über Mainz und seine Stadtmauern

Die Gänge selbst sind beeindruckend. Teilweise werden sie hübsch ausgeleuchtet, teilweise sind sie nur mit Taschenlampen zu besichtigen. Einige Gänge können ziemlich weit begangen werden, andere sind zugeschüttet und wurden nicht freigelegt. Und dann gibt es noch Gänge, die verschlossen sind, damit unbefugtes Betreten der Universitätsmedizin ausgeschlossen werden kann. 

Die Haupttreppe


Schmaler, dunkler Gang


Dieser Tunnel wurde sogar dick verputzt


Dieser Weg ist zugeschüttet
Der Weg zur Uniklinik ist zugemauert

Wenn ich mir vorstelle, ich hätte in diesen schmalen Gängen im Krieg Schutz suchen müssen. Eingeschlossen, eingefercht - ganz schrecklich. Der Gedanke allein macht mir Platzangst, auch wenn ich weiß, dass es vielleicht die einzige Möglichkeit dargestellt hat, um zu überleben. Natürlich ist mir bewusst, wenn ich muss, kann ich viel mehr als ich mir vorab zutrauen würde.

So saßen die Menschen bei einem Fliegeralarm in den Gängen, teilweise auf beiden Seiten

Es gab auch einige Fundstücke, die bei den Räumarbeiten gefunden wurden. Diese werden in zwei Vitrinen ausgestellt.


Auch sehr schön: "Mordsspaß" bei der Krimitour. Für nähere Infos bitte hier lang. Wir haben diese Führung nicht mitgemacht, konnten aber noch die Überbleibsel bestaunen.




Zu "Bestaunen" gab es auch alte "Wandschmierereien" aus den 1950er Jahren, als Jugendliche die Gänge für Partys genutzt oder für Mutproben zur Aufnahme in die Gang durchgeführt haben.

"Bleistift-Graffiti" von 1956: Bild der Geliebten oder Angebeteten
 
Auch das Wasserschlösschen durften wir uns ansehen und in die beiden Gänge laufen. Hui, das war eng! Aber auch sehr spannend. Gebeugt und in der Hocke ging es hier lang.

Abfluß des Wassers Richtung Mainz

Zufluß des Wassers

Das Wasserbecken im Wasserschlösschen hübsch in rot

An einigen Stellen gab es noch fluoreszierende Farbe an den Wänden, da wir nur mit Taschenlampen durch sind, war das schon ein wenig unheimlich.

Wohin zeigt der Wegweiser? Stand dort einmal etwas? Jetzt sieht es aus wie ein Dinomaul.

Und ein Fundstück möchte ich zum Abschluss noch zeigen. Ob es autentisch ist oder übrig geblieben von der Krimi-Führung kann ich nicht sagen.

Macrodex-Lösung

Im Anschluss haben wir noch in einem Restaurant gegessen. Ich jedenfalls bin sehr zufrieden mit dem Personalausflug, der tatsächlich "nur" Plan B war, weil uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Eigentlich wollten wir eine der Hiwweltouren erwandern. Das hätte ich auch sehr schön gefunden, denn beim Wandern kann man sich hervorragend austauschen, kann mal nach vorn zu jemand anderen gehen oder sich zurückfallen lassen. Das gibt es dann vielleicht im nächsten Jahr.


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