Dienstag, 1. September 2020

Vom beginnenden Herbst und Radfahren

... kommt es mir nur so vor, oder fehlt inzwischen einfach dieser leichte Übergang vom heißen Sommer in den Herbst?

Zeit für Übergangsjacke

Zeit sich an die nächtliche Kühle und an die angenehme Wärme am Tag zu gewöhnen

Zeit den Garten in seinem Tempo auf Herbst einzustimmen

Zeit übers Feld zu laufen und über die abgeernteten Felder  zu sehen

Zeit die Weite zu genießen

Zeit zum Durchatmen

 

Seit Corona fahre ich nicht mehr mit der Straßenbahn auf die Arbeit, sondern ich nehme das Fahrrad. OK, ein E-Bike. Das habe ich mir im Herbst vorm Umzug gekauft - also bevor feststand, dass wir umziehen. Es stand zur Wahl: gar nicht radeln oder mit E. 

Radfahren ist meine Passion. Ich mag aber weder Berge noch Wind, ich liebe es einfach lautlos gleichmäßig zu treten und nur ans Atmen zu denken. Einatmen, treten, ausatmen, weitertreten. Da will ich nicht bremsen oder aufpassen - nur fahren. Den Wind spüren. Wenn die Strecke klar ist, schon oft genug gefahren, perfekt. Ansonsten kann es auch passieren, dass ich mich treiben lassen und erst nach einer Stunde realisiere, wo ich bin. Ist durchaus spannend.


Ähm, ja, wie bin ich denn nun hierhin gekommen? Ach ja: Berge - meinetwegen auch Hügel oder Bodenwellen. Ich wohne auf einer solchen Erhebung. Jeden Tag 124 Höhenmeter rauf. Sicher, es geht auch ohne. Nur, ich war dann hinterher locker eine Stunde am Schwitzen und zu nichts zu gebrauchen. Mit zwei Kindern habe ich da einfach nicht die Zeit für. (Übrigens: inzwischen bin ich 7451 Höhenmeter rauf geradelt, das klingt schon deutlich beeindruckender als 100 Höhenmeter am Tag. SO!)

Für die Statistiker: 

2018 bin ich 233km und 2003 Höhenmeter gefahren (Das ist die Höhe des Brandstein im westlichen Teil der Hochschwabgruppe.)

2019 bin ich gar nicht gefahren, beim Umzug ist mein Ladekabel für immer verschwunden *grmf*, ich habe mich lange geweigert ein neues zu kaufen, weil ich immer noch gehofft habe, dass es auftaucht. Aber auch jetzt 600km später, immer noch kein altes Ladekabel.

2020 bin ich bereits 640km gefahren und 5448 Höhenmeter. (Bei 5448m lade ich übrigens auf der Spitze des Bogda Feng (China) *lach*)

Als ich heut morgen losgefahren bin - aus unserer Straße raus, Blick aufs abgeerntete Feld, Weitblick, Wolken und ein Streifen Sonne dazwischen - fällt mein Blick gleich auf ein kleines Vogel-V am Himmel. Ich kann nicht anders. Vogel-V wird beobachtet. Diese Strukturen, diese Disziplin. Das war heut sicherlich nur Training, der Schwarm war viel zu klein - es war nur 12 Vögel. Aber es ist ein  Zeichen. Ein Zeichen für den Beginn einer neuen Jahreszeit. Ein wehmütiges Durchatmen und dann bin ich auch schon flott die lange Abfahrt hinuntergesaust - Wind um den Ohren, Tränen in den Augen, frische Luft in der Lunge - JAWOHL, das ist meins. Da kann ich entspannen. Da kann ich mich morgens freuen. Da geht mir das Herz auf. Da kann ich mich für den Tag stärken.


Und welches Lied hatte ich heut wohl im Kopf? LOGO - Thees Uhlmann: Zugvögel

 
aus dem Lied: 
...und wir schauen in den Himmel
denn bald ist es soweit 
in jedem Jahr auf diesem Platz zur gleichen Zeit
bilden Zugvögel ein V am Firmament 
und wir schauen ihnen nach 
bis man das V nicht mehr erkennt

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