Der Prinz ist letzte Woche an die Weiterführende Schule gekommen. Nun kann er nicht mehr zu Schule laufen. Er muss jetzt mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.
NUR - wir hatten (haben) Corona. Der Prinz hat weder allein, noch mit mir Öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Geplant war, in den Ferien den Weg einfach "ein paar" Mal zu fahren. NUR - die Straßenbahngleise wurden saniert und Schienenersatzverkehr eingerichtet, dieser wurde dann auch noch aufgrund eines Wasserschadens umgeleitet. Nun denn, einmal sind wir gefahren inkl. Umsteigen am Hauptbahnhof. Das es an diesem nicht tagtäglich zu Unfällen kommt ist mir ein Rätsel. Den Weg von der Straßenbahn zur Schule sind wir auch einmal gelaufen. Da es aber so brutal heiß war, blieb es bei dem einen Mal.
Am "Einschulungstag" habe ich mir frei genommen und bin mit dem Prinz mitgefahren. Die Straßenbahn fuhr wieder - zum Glück. Wir sind von der Haltestelle erstmal zur Schule gelaufen, er hat sie auch gleich gefunden - gelobt sei sein Orientierungssinn. Danach ging es in die Kirche und wieder zurück zur Schule (Über die Kirche werde ich noch einmal schreiben, die war nämlich wirklich schön). Na klar, an diesem ersten Tag habe ich den Prinz auch pünktlich wieder abgeholt, aber er musste sagen, wo es langgeht und wo er ein- bzw. dann auch wieder aussteigt.
Ab dem zweiten Schultag mußte er den Weg allein finden. Als liebe Mama habe ich ihn morgens zur Haltestelle gebracht und dort verabschiedet. Er fährt dann bis zur Endhaltestelle und läuft dann 400m zur Schule. Er sollte sich kurz melden, dass er angekommen ist. Das hat am ersten Tag nicht geklappt, weil er vergessen hatte seine mobilen Daten einzuschalten. Ich hatte ihn dann gefragt, ob er sich nicht gewundert hätte, weil ich nicht antworte. Ja, das fand er schon irgendwie seltsam. Aber er hat hin gefunden und zurück. Und auch der Probetag für die Ganztagsschule lief gut, inkl. Mittagessen, Ausgabe der Essenkarte und Wahl der AGn für den Nachmittag. Ein so entspanntes Kind habe ich selten, meist ist er so voller Energie.
Am dritten Tag hat er sich gemeldet, dass er angekommen ist. Er schrieb auch, als er in die Straßenbahn zurück eingestiegen ist - dummerweise hatte er nicht gemerkt, dass er in der verkehrten Straßenbahn saß. Es fahren dort 2 verschiedene Linien ab. Am Hauptbahnhof hatte er mal raus geschaut und wusste auch, wo er war. Bis dahin fahren die beiden Straßenbahnlinien parallel. Danach hatte er sich wieder in sein Handyspiel vertieft. Als er dann wieder raus schaute, war er irritiert - unbekannt! Er stieg dann aus, rief mich an - tiefenentspannt, keine Spur von Panik! Was bin ich stolz auf meinen kleinen (großen) Prinz! Kurzer Check in der DB App: Ja, du kannst von dort mit der Linie 71 zu uns fahren. NUR - was ich nicht erwähnt habe, dass das ein Bus ist und keine Straßenbahn. Die Linie 71 kam, er sah sie und ließ sie vorbeifahren. Ja, auch ich muss lernen, für mich Selbstverständliches einfach zu erwähnen, zumindest am Anfang. Wieder DB App: Prinz, fahre mit der nächsten Straßenbahn bis zur Endhaltestelle, ich hole dich dort ab. Du musst aber kurz auf mich warten. Wieder war er tiefenentspannt.
Donnerstags ist bei uns immer ein besonderer Tag. Da geht der Prinz zumeist mit meinem Mainzelmann zur Lerntherapie. Also musste er auf dem Heimweg VOR dem Hauptbahnhof aussteigen und auf mein Mainzelmann warten. Zufällig *hüstel* war ich auch noch in der Stadt und habe mich auch dazu gesellt. Ich ahnte wohl schon, dass der Prinz etwas eher vor Ort sein würde, als mein Mainzelmann.
Am Freitag bringe ich ihn zur Straßenbahn. Da er tags zuvor aber mit meinem Mainzelmann telefoniert hatte, rief er morgens bei ihm an. "Papa, ich bin zu früh ausgestiegen. Was soll ich tun?" Aber er schlug auch gleich vor, dass er versuchen wird zu laufen. Er meinte, den Weg zu erkennen. Habe ich schon erwähnt, dass der Prinz einen einzigartigen Orientierungssinn hat? Die Endhaltestelle und die Station davor bilden zur Schule ein Dreieck, er musste also genauso weit laufen, wie sonst auch. Allerdings hatte er aus dem Grund vergessen das Handy "verstummen" zu lassen. Es piepste im Unterricht. Der Prinz sich entschuldigt und wurde gebeten, es bitte während der Schulzeit ganz auszuschalten. Das hat er auch folgsam gemacht - NUR, als er dann nach der Schule das Handy wieder eingeschaltet hat, wurde er nach einem Code gefragt. Den hatte er natürlich nicht. Seine ganze gute Laune im Eimer. Er konnte auf dem Heimweg nicht zocken und er fährt 50 Minuten. Ein Glück hat er aber weder in der verkehrten Straßenbahn gesessen, noch ist er zu früh oder zu spät ausgestiegen.
Ach ja:
zu früh aussteigen - kennengelernt, nichts passiert, Haken dran
falsche Bahn - kennengelernt, gerettet worden, Haken dran
jetzt fehlt eindeutig noch zu spät aussteigen *kicher*.
Das hat er dann heute nach der Schule geschafft. Ich stand sogar mit dem Rad bereit, um mit ihm gemeinsam nach Hause zu laufen. Allerdings stieg er nicht aus. Ich konnte aber auch nicht durch die reflektierenden Scheiben ins Innere der Straßenbahn schauen. Und so fuhr er an mir und seiner Haltestelle vorbei. Ein Glück hat die Straßenbahn aber auf der einen Seite noch immer Gleisbauarbeiten bis Dezember. So ist er 2 (!) Stationen weiter gefahren, das hatte ich ihm nämlich schon einmal gesagt, und rief mich an. Ich habe ihm dann nur kurz erklärt, in welche Richtung er laufen muss und SCHWUPPS war er schneller daheim als ich. (OK, ich war auch noch kurz in der Apotheke, aber PST!)
Der Prinz und die Öffentlichen Verkehrsmittel lernen sich jetzt endlich nach all der Zeit kennen. Er gerät nicht in Panik, er macht das verdammt gut und er macht wie so vieles in seinem Leben: Er lernt in seinem Tempo und mit und an seinen "Fehlern". Wobei ich dazu immer sage: Es sind Erfahrungen, die er sammeln darf und soll. Da kann ich reden, wie ich will: Am Ende muss er halt mal "sehen", was passiert. Und im allerschlimmsten Fall muss er halt mal ein Stück zurückfahren, damit er heim kommt. Das kostet ihn halt seine Freizeit.
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